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Neue Manifeste für die Kunst

 
Unterschiede in den Kunstpositionen und Haltungen zur Kunst sind zuhauf gegeben, doch stets wird versucht, sie zu glätten. Wir lieben den Schein-Konsens und bleiben gern neutral. Alle gegenläufigen Haltungen zur Kunst werden scheinbar gleichwertig toleriert und diskutiert – doch handeln wir im Sinne einer solchen neutralen Gleichwertigkeit? Nein – wir handeln weiter nach unseren eigensten (teils verborgenen) Neigungen und Vorstellungen.

Mach Schluss mit dem Schein-Konsens! Denn das trügerische Wissen um die parallel existierenden Haltungen zur Kunst und das Dogma ihrer Gleichwertigkeit, hindert uns das Mögliche zu tun: Gravierende Unterschiede werden verschleiert, ausgeblendet oder mit viel Toleranz nivelliert und bagatellisiert, oft bevor sie entstehen. So bleiben wir hängen im scheinbar pluralen und doch bekannten System. Echte Unterschiede werden nicht gesehen oder können erst gar nicht entstehen.
Es lebe der Brei!

Schluss damit! Konsens war gestern!

Gegen eine Verschleierung der Unterschiede, gegen eine vorschnelle Konsensbildung. Für die Offenlegung der jeweils eigenen Position in ihrer ganzen persönlichen Beschränktheit. Denn jede noch so selbstverständlich scheinende Allgemeingültigkeit zerfällt in ihre persönlichen, temporären und thematischen Beschränktheiten. Diese Beschränktheiten markieren die Positionen. Sie begrenzen nach außen, bilden aber zugleich den Rahmen und die Grundlage jedes Vergleichs und jeder (Selbst-) Analyse. Sie sind Grundlage und Ausgangspunkt für jeden Wandel.

Das Verwischen der Unterschiede innerhalb der eigenen Position und im Vergleich zu anderen Positionen führt zu ziellosem Wabern und Eiern des Geschehens. Denn es macht einen Unterschied, ob ich zufrieden bin, Bilder zu machen die meine Befindlichkeit ausdrücken, Arbeiten mache die Freude bringen sollen, ob ich belehren oder bilden will oder Menschen mit meiner Kunst in Situationen einbinden möchte. Es kommt auf die Position an!

Künstler, Kunstbetrachter, Kunstkritiker, Kunsttheoretiker, Kunstvermittler, Kunstverwerter, Kunstkonsumenten, Kunsthändler, Kunstsammler, Kunstliebhaber, Kunstmanager, Kunstgegner, Kunstbanausen, ... Personen die verschiedenste Eigenschaften auf sich vereinen, haben eine Perspektive, die sich in ihrer Position niederschlägt. Diese Tatsache ist allgemein bekannt und akzeptiert, trotzdem wird versucht, bestehende Unterschiede zu bagatellisieren und zu nivellieren. Alle reden von Abhängigkeiten und Bedingtheiten und niemand nennt und beachtet seine eigene Determiniertheit.

Wer sich aus falsch verstandenem Understatement, Kalkül, Trägheit oder aus Harmonieliebe weigert, Position zu beziehen, verschließt sich der Tatsache, dass er so oder so eine Position einnimmt. Er macht sich und andere blind.

Verschaffe Dir und anderen klare Sicht – auch wenn sie nur vorläufig ist:
  • Behaupte wo es lang geht, denn mit Deinen Handlungen tust Du es schon längst.
  • Betrachte Deine Position.
  • Definiere und begrenze sie überdeutlich, um das Handeln und die Position zu prüfen und zu modifizieren.
  • Erst wer daneben liegt, weiß in welcher Richtung (er dies tut).
  • Eine Position zu behalten ist konservativ. Es geht um die Arbeit an und mit den Unterschieden innerhalb der Position und zu den anderen Positionen. Es geht um eine Entwicklung der Position, die sich an ihren Grenzen orientiert.
  • Prüfe und denke selbst – für eine Theorie mit Bodenhaftung – für Deine Theorie.
  • Lass Dir Deine Theorie nicht vorschreiben.
Verabschiede Dich vom Schleier der Diplomatie und hol aus zum Befreiungsschlag:
  • Mut zur Vereinfachung – Mut zum Schnellschuss – Polarisierung als Klärungsprozess!
  • Das Schreiben von Manifesten als Befreiungsschlag und Ausgangspunkt!
  • Klarheit! Nicht voreilig diplomatisch, sondern polemisch.
  • Für klare Grenzen! Für eine Auseinandersetzung!
Hilf Dir und der Kunstwelt:
Schreib Dein Manifest!


Silke Peters
(Vierte Fassung 22.11.09)
 

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