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Neue Manifeste für die Kunst

 
Nur durch Positionalitäten wird eine Opposition zum „Anderen“ hergestellt, erst dann wird etwas mit dem „Anderen“ sagbar und vergleichbar gemacht und eine Entscheidungsmöglichkeit für das Eine oder das Andere konstituiert. Für repräsentative Verständigung ist dies erforderlich. Es entsteht dabei vor allem Verantwortung für die so geschaffenen Verhältnisse und nicht vor allem die optimale Nutzbarkeit für die eigene (künstlerische) Weiterentwicklung. Mit jeder solchen Markierung einer Position geht auch die Bestätigung der herrschenden Norm einher. Erst durch Abgrenzung von der Abweichung entsteht der Eindruck von Normalität. Umgekehrt kann auch Abgrenzung von der Normalität eine genormte Abweichung erzeugen. So schafft z.B. Kunst mit ihrem Anspruch auf „Anderssein“ „das Normale“ immer neu und bleibt hermetisch und polarisierend.
Was wäre, wenn stattdessen die bekannte Logik der Kategorisierung aufgelöst würde? Es gälte, sich auf beide Terme der Opposition und dem Dazwischen, in temporärer, provisorischer Positionierung, einzulassen. Eine Kategorie muss nicht notwendigerweise eindeutig sein. Sie kann auf Dynamik, Widersprüche, Nichtlinearität, Fragmentierung und Vieldeutigkeit verweisen. Hier sehe ich Handlungs- und Veränderungsmöglichkeiten. Mein Vorschlag untergräbt die Schlüsselworte des Manifestes “Für klare Stellung”: Es hieße Kategorien wie „klar“, „gezielt“, „wirklich“ usw. anzuzweifeln und den Begriff „Position“ neu zu überdenken. Mit Verschleiern und Verwischen von Unterschieden um der flexiblen Anpassung willen hat dies nichts gemeinsam.
Angewendet kann die Stärke -provisorischer- Standpunkte auch in der Vielfältigkeit anderer, nicht verbaler Ausdrucksformen zur Geltung kommen. Diese finden sich in der Kunst so häufig wie anderswo. Veränderung („Entwicklung“) macht sich also nicht ausschließlich an sprachlicher Positionierung fest.
Weiterhin benötigt es keiner verbalen Positionierung, wo es nichts „zu sagen“ gibt. Das scheint mir bei vielen Kunstbetreibenden aus den verschiedensten Gründen der Fall zu sein. Kunstproduzierende neigen dazu, - oft im Nachhinein -, ihre Produktionen mit Kunsttheorie „wissenschaftlich“ zu durchsetzen, weil sie glauben, ihre Werke erst dadurch vor Publikum und vor sich selbst rechtfertigen zu können. Verdeckt wird durch solche Statements die Tatsache dass die meisten Kunstprodukte aus persönlichen, intimen Befindlichkeiten von KünstlerInnen resultieren. Wogegen nichts einzuwenden wäre, wenn diese Befindlichkeit als solche gesehen werden wollte, dürfte oder zugegeben werden könnte, und nicht stattdessen mit Hilfe eines bürgerlich-rationalen Norm-Diskurses Bedeutung, Wichtigkeit, Wahrheit und Legitimation erlangen würde. (Die DiskursexpertInnen bestätigen sich dabei emsig untereinander.) Die Beschränktheit künstlerischer Positionierung liegt gerade darin, dass sie den Anspruch erhebt, Kunst bezogen allgemeingültig zu sein. Dies wirkt normierend und kann keine Grenzen öffnen.

Koi Tsai-Tung
 

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